Neubeginn 1955

Ab 1840 fand das Reinsberger Vogelschießen in Verbindung mit einem Jahrmarkt statt, ein echter Anziehungspunkt für die Bevölkerung der Region. Noch vor dem 2. Weltkrieg zogen sich vier Budenreihen über die gesamte Vogelwiese (ein Großteil dieser wird seit 1978 vom Freibad eingenommen) bis hinunter zum Forsthaus und weiter bis zum Schusterbusch. Dieser wiederum erhielt seinen Namen durch die Schuhmacher, die hier ihre Waren feilboten.

Nach dem Krieg war der Jahrmarkt nur noch in Ansätzen vorhanden. Damit dieser sich nicht ganz auflöste, besann man sich auf die Tradition des Vogelschießens, trotz der Vorbehalte gegen Waffengebrauch und trotz der ideologischen Vorbehalte der Führung des Arbeiter- und Bauernstaates. Für die Wiederbelebung des Vogelschießens spielte der damalige Bürgermeister Hellmuth Wolff eine bedeutende Rolle. Was hier gelang, war eben anderenorts nicht oder noch nicht möglich.

Nunmehr wurde das Reinsberger Vogelschießen durch die Nationale Front (Bündnis der Parteien und Massenorganisationen) getragen. Geschossen wurde jetzt mit Armbrüsten (sogenannten Schneppern), der Gebrauch von Vorderladern wie bis vor dem Krieg war undenkbar. Offenkundig ist, dass sich das Teilnehmerfeld gewandelt hat. Wenn man sich die Liste der Schützenkönige betrachtet, dann gehörten die Schützenkönige der alten Zeit zu den eher „Betuchteren“, während sich nun auch Berufe wie Heizer, Maurer und LPG-Bauer in der Siegerliste finden lassen.

Teilnehmerliste zum ersten nach dem 2. Weltkrieg wiedererweckten Reinsberger Vogelschießen am 11., 12. und 13. Juni 1955

Reinhardt Clausnitzer – Schützenkönig von 1939
Max Edel und Albin Kunath – Schützenveteranen

aus Reinsberg:

Helmuth Wolff Hugo Grahl Edwin Flemming Georg Naumann
Erich Rost Otto Eulitz Erhard Schumann Hugo Schroth
Erich Schilling Heini Pachera Harry Schirrmeister Otto Thieme
Max Birkner Horst Bernhardt Horst Heyne Kurt Heuschkel
Hans Kunert Rudolf Göttel Kurt Schmidt Erwin Gröger
Herbert Rodig Günter Bieß Gottfried Lehmann Siegfried Schramm
Max Seipelt Bruno Jesche Siegfried Hempel Jakob Rollwagen
Gustav Reichpietsch Kurt Reichpietsch Alfred Lahl Rudolf Bormann
Werner Kirste Willy Schökel Arno Lehmann Herbert Schulze
Edwin Leutritz Mathias Staubach Josef Adam Albert Ehrt
Emil Liebmann Leo Lineck

 

Wolfsgrün: Hutha-Erlicht: Hirschfeld: Siebenlehn:
Kurt Starke Heinz Hellmich Rudolf Ulbricht Erich Köpping

In den Folgejahren war das Vogelschießen u.a. auch sichtbares Zeichen der zunehmenden Integration der Vertriebenen/Umsiedler in die dörfliche Gemeinschaft. Die „Serie“ der Schützenkönige aus Drehfeld (1960-62) ist dafür beredter Ausdruck.