Reinsberger Vogelschießen

Am 2. Juni 1791 und den zwei folgenden Tagen konnte mit „gnädiger Erlaubnis und Genehmhaltung“ des Erb- ,Lehn- und Gerichtsherrn, des Amtshauptmanns Ferdinand Ludwig Christian von Schönberg das erste Reinsberger Vogelschießen stattfinden, damals auf Wolfsgrüner Flur. Die dazu verfassten Satzungen der Reinsberger Schützengesellschaft wurden am 29. Mai 1791 unterzeichnet.
28 Paragraphen regelten in strenger Art und Weise vor allem die Pflichten der Schützen, waren aber auch Ausdruck des gestiegenen Selbstbewußtsein der Bürger auf dem Lande.

Seitdem wird das Vogelschießen alljährlich durchgeführt. Unterbrechungen gab es nur durch die Napoleonischen Kriege (1807 bis 1815), die beiden Weltkriege und deren Nachwirkungen (1915 bis 1919 sowie 1940 bis 1954) sowie 1938 durch die grassierende Maul- und Klauenseuche, so dass über diesen langen Zeitraum nur 30 Schützenfeste ausfallen mussten.
Bereits am 12. und 13. Juni 1955 wurde das erste Reinsberger Vogelschießen nach dem 2. Weltkrieg abgehalten. Das ist einzigartig in den neuen Bundesländern.

Seinen besonderen Bekanntheitsgrad hat das Reinsberger Vogelschießen aber der Tatsache zu verdanken, dass es ab 1840 in Verbindung mit einem öffentlichen Jahrmarkt nunmehr auf der Reinsberger Vogelwiese abgehalten wurde. Dieser Jahrmarkt zog viele Bewohner des Umlandes an, da Einkaufsmöglichkeiten in dieser Vielfalt im ländlichen Raum nur selten vorzufinden waren. Man konnte wirklich alles kaufen, was man damals so brauchte, sei es der Anzug oder einige Knöpfe oder irgend etwas anderes. Die Stände der teilweise weit angereisten Kaufleute zogen sich in Viererreihen von der Vogelwiese an der Försterei vorbei bis hin zum Schusterbusch, der heute noch so heißt, weil dort die Schuhmacher (viele aus Siebenlehn) ihre Waren feilboten.

Geführt wurde die Reinsberger Schützengesellschaft von Beginn an durch das Oberreinsberger Schloss. 1936 gab es eine Anmeldung als Verein. 1955 liefen die Geschicke in der damaligen Nationalen Front und letztlich in einem selbständigen Festausschuß, der 1974 im Dorfklub integriert wurde. Ab 1979 war der Festausschuß wieder selbständig.

Mit der Gründungsversammlung durch 62 Mitglieder am 4. März 1990 und der Eintragung als erster Verein im Vereinsregister des Kreisgerichtes Freiberg am 4. Mai 1990 ist es nunmehr der Reinsberger Schützenverein 1791 e.V., der mit dem traditionellen Reinsberger Vogelschießen eines der bedeutendsten Volks- und Heimate der Region fortführt.

Eine echte „Besonderheit“ ist die landläufige Meinung, daß es zum Reinsberger Vogelschießen immer regnen würde. Fragen Sie jemanden: Wenn er auch sonst keine Ahnung vom Vogelschießen hat, das „weiß“ er. Tatsache ist, dass wir in dem langen Zeitraum von über 200 Jahren jedes Wetter hatten, das es so zwischen Ende Mai und Ende Juni gibt. Die wechselnden Termine sind bedingt durch die Kopplung an einen kirchlichen Feiertag (vierzehn Tage nach Pfingsten).